Umrahmt von den Landschaftsschutzgebieten Neckartal und Schönbuch ist die Gemeinde Kirchentellinsfurt ein außergewöhnlich gefragter Wohn- und Gewerbestandort. Kirchentellinsfurt liegt im Verdichtungsbereich der Oberzentren Reutlingen und Tübingen.
Die Gemeinde liegt (seit 1861) an der Eisenbahnlinie Stuttgart-Tübingen und verfügt über gute ÖPNV-Anbindungen zu den Städten Tübingen und Reutlingen. Seit dem vierspurigen Ausbau der B 27 erreicht man die Landeshauptstadt Stuttgart von Kirchentellinsfurt aus mit dem PKW in ca. 20 Minuten.
Impressionen aus Kirchentellinsfurt
Zahlen, Daten, Fakten
Einwohnerzahl | 5.692 (Stand 30.09.2023) |
Gemarkungsfläche | ca. 1.100 Hektar |
Höhenlage | 301 - 456 m über NN |
Landkreis | Tübingen |
Kfz-Kennzeichen | TÜ |
Postleitzahl | 72138 |
Vorwahl Telefon | 07121 |
Regierungsbezirk | Tübingen |
Verkehrsanbindung | Die Gemeinde liegt an der Bahnlinie Stuttgart - Tübingen und verfügt über ein dichtes Netz an Nahverkehrsverbindungen in Richtung Reutlingen und Tübingen. Über die B27 erreicht man mit dem Pkw die Landeshauptstadt Stuttgart mit Flughafen und Messe in rund 20 Minuten. |
Partnergemeinde | Gemeinde Illmitz im Burgenland (Österreich) Partnergemeinde Illmitz Illmitz (Österreich) |
Mehr Daten zum Beispiel zur Bevölkerungsstruktur oder Entwicklung können Sie der Struktur- und Regionaldatenbank des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg entnehmen.
Ortsgeschichte
Das heutige Dorf Kirchentellinsfurt ist aus zwei Siedlungen zusammengewachsen: „Kirchen“ (in alten Urkunden auch „Kilchain“, „Kirihheim“ oder „Kirchheim“ genannt) und „Tälisfurt“. Der wohl alamannische Ort „Billingen“ auf der Gemarkung ging früh ab.
Das wichtigere, größere und wohl auch bedeutend ältere „Kirchen“ entstand - wie uns sein Name verrät - im Anschluss an den ersten Bau einer Kirche, die von den Franken als ein Zentrum ihrer Herrschaft und als Mittelpunkt der Christianisierung nach der Unterwerfung Alemanniens um das Jahr 700 hier errichtet worden war. Der heilige Martin, dem die Kirche geweiht wurde, war der Lieblingsheilige der Franken und gilt den Historikern als ein sicheres Zeichen für das Alter (beinahe 1300 Jahre) der Kirche. Erstmals schriftlich genannt wird Kirchen zum Jahr 1007, als König Heinrich II. das Dorf dem neu gegründeten Bistum Bamberg schenkte.
Archäologische Funde weisen allerdings auf bedeutend ältere Siedlungen auf der Gemarkung hin. So fanden sich an verschiedenen Stellen jungsteinzeitliche Siedlungsspuren. Das „römische Grabmal von Kirchentellinsfurt“ sowie der hier gefundene große Silberschatz verweisen auf einen sehr wohlhabenden römischen Bürger, der hier einst an der Straße zwischen Sumelocenna (Rottenburg) und Grinario (Köngen) lebte. Auch ein alamannisches Gräberfeld lässt sich im Ortszentrum rekonstruieren.
Ob es eine Siedlungskontinuität gab, lässt sich heute nicht mehr sicher rekonstruieren, klar ist aber, dass das 1007 verschenkte Dorf mit einem Königshof – in dem möglicherweise Kaiser Otto der Große eingekehrt war – ein verwaltungsmäßiges Zentrum des größeren Umkreises bildete und auch die Martinskirche Mutterkirche verschiedener Kirchen in den Nachbarorten war.
Der Ort blieb nicht lange bei Bamberg, sondern stand bald unter der Verwaltung der „Herren von Kirchen“, die im ausgehenden 11. Jahrhundert verwandtschaftliche Beziehungen bis in den höchsten Adel pflegten, im 13. Jahrhundert aber im Mannesstamm ausstarb. Über verschiedene Stationen kam das Dorf dann an die Grafen von Hohenberg, deren Herrschaftsmittelpunkt die Stadt Rottenburg war.
Die zweite Siedlung "Tälisfurt" wird erstmals 1275 genannt und dürfte aus nur wenigen Häusern bestanden haben. Dieser Weiler befand sich im 13. Jahrhundert im Eigentum der Pfalzgrafen von Tübingen, denen auch größere Grundstücke in Kirchen gehörten. Wegen finanzieller Schwierigkeiten verkauften die Pfalzgrafen ihre Güter gegen Ende des Jahrhunderts an die Reutlinger Familie Becht und an das Kloster Bebenhausen; ihre Herrschaftsrechte über den Ort kamen an die Grafen von Hohenberg, was zur „Vereinigung“ mit dem Ort Kirchen führte. Von nun an wird der Name Kirchen meist für beide Siedlungen verwendet (wie noch heute in der Umgangssprache), erst im 16. Jahrhundert setzt sich „amtlich“ der Name Kirchentellinsfurt durch.
Im Jahre 1381 schließlich verkauften die verarmten Grafen von Hohenberg mit ihrem ganzen Besitz in und um Rottenburg auch das Dorf Kirchentellinsfurt mit allen Rechten, Gerichtsbarkeiten, 17 großen Bauernhöfen und vielen Grundstücken an die Erzherzöge von Österreich, die ihrerseits die Höfe und die Dorfherrschaft als Lehen an adlige und geistliche Herren weitergaben. So teilten sich beispielsweise 1498 die Herrschaft über das Dorf der Erzbischof von Salzburg und die beiden Südtiroler Ritter Michael Wolkenstein und Cyprian von Sarntheim. Streitigkeiten zwischen den Ortsherren, Österreich, Württemberg und den rebellischen Kirchentellinsfurter Bauern nutzte um 1525 der Kanzler von Tirol und Vorderösterreich, Beatus Widmann, um nach und nach alle Herrschaftsrechte und die damit verbundenen Güter aufzukaufen. Hiervon unberührt blieb allerdings gut die Hälfte des Dorfes, die nach wie vor im Besitz verschiedener Reutlinger Pflegen stand. Aus dem österreichischen Dorf wurde eine Ritterschaft des deutschen Reiches im Ritterkanton Neckar-Schwarzwald, was Württemberg, das selbst ein Auge auf den großen Ort geworfen hatte, gegen Einräumung eines Vorkaufsrechtes und eines Veräußerungsverbots nach Reutlingen 1529 anerkannte.
Bei Österreich verblieb die formelle Lehenhoheit über die 17 Bauernhöfe, das diese bis 1806 weiter verlieh; so unter anderem an die Familie Widmann, an die Herzöge von Württemberg, an die Kirchentellinsfurter Familie Walker, an das Reutlinger Spital und die Spendenpflege, an das Kloster Bebenhausen, die beide eine eigene Zehntscheune im Ort besaßen.
Hans Jakob Widmann von Mühringen, der seinem Vater als Ortsherr 1553 nachfolgte, baute das heute noch erhaltene Schloss und dokumentierte damit den festen Willen der Familie, im Ort sesshaft zu werden. Doch schon sein Sohn Hans-Christoph verkaufte 1594 alles, was ihm in Kirchentellinsfurt gehörte, an den Herzog von Württemberg: ein außerordentlich wichtiges und die Gegebenheiten des Ortes stark veränderndes Ereignis, denn die Kirchentellinsfurter wurden damit nicht nur württembergische Untertanen, sondern auch - 60 Jahre später als in den angrenzenden Dörfern - Protestanten. Noch heute erinnert eine große Tafel in der Martinskirche an die 1594 erfolgte Einführung der Reformation in Kirchentellinsfurt durch den evangelischen Herzog von Württemberg.
Von nun teilt das damals etwa 50 Häuser mit rund 400 Einwohnern umfassende Dorf die Geschichte Württembergs. Das Schloss wurde von diesen 1602 an ihren Forstmeister Peter Imhof veräußert, dessen Nachkommen es gegen Ende des 18. Jahrhunderts samt dem dazugehörenden Besitz an Kirchentellinsfurter Bauern verkauften.
Die Bauernbefreiung zum Beginn des 19. Jahrhunderts löste die Bewohner von der Leibeigenschaft und machte aus den einstigen „Pächtern“ freie Eigentümer ihrer Güter und Höfe. Dass die Armut der Bevölkerung dadurch nicht viel verbessert wurde, beweisen die hohen Auswanderungszahlen in der Mitte des Jahrhunderts. Von 1849 bis 1858, also innerhalb eines Jahrzehnts, sank die Einwohnerzahl trotz der Geburtenexplosion um über 200 von 1526 auf 1325.
Sichtbares Zeichen einer neuen, modernen Zeit wurde für das Dorf der Anschluss an das Eisenbahnnetz mit dem Bau des Bahnhofs 1861 und die dadurch initiierte Industrialisierung des Echaztals, die vor allem seit der Jahrhundertwende einen wirtschaftlichen Aufschwung des Dorfes einleitete.
Im Gegensatz zu massiven Schäden im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) blieb das Dorf im Ersten (1914-1918) und Zweiten Weltkrieg (1939-1945) von Zerstörungen zwar weitgehend verschont, doch ließen beinahe 200 Soldaten ihr Leben, 50 sind bis heute vermisst. 1945 entging das Dorf knapp einer Katastrophe, als wenige Tage vor Kriegsende deutsche Einheiten die Neckarbrücke sprengten, auf der Talstraße Panzersperren anlegten und das Dorf verteidigen wollten, was dann zum Glück unterblieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich der Ort rasch. Zählte man 1920 2.000 Einwohner, so waren es 1952 schon 3.000, 1966 4.000, 1990 4.900, heute rund 5.600 Kirchentellinsfurter.
1829 war der Gemeinde Kirchentellinsfurt die Siedlung Einsiedel eingegliedert. Zu damaliger Zeit handelte es sich hierbei um einen sehr großen landwirtschaftlichen Musterbetrieb des Hauses Württemberg. Seine Blüte hatte der Einsiedel im ausgehenden 16. Jahrhundert und im 18. Jahrhundert erlebt. Um 1460 hatte Graf Eberhard von Württemberg hier ein Gestüt eingerichtet, dass bald expandierte und das Muttergestüt des heutigen Haupt- und Landesgestüts Marbach wurde. 1482 baute Eberhard ein Jagdschloss, in dessen Hof noch immer jener legendäre Weißdorn steht, den der Württemberger angeblich selbst pflanzte und den Uhland besang. 1492 folgte die Gründung des Stifts St. Peter zum Einsiedel, einem Haus der Brüder vom Gemeinsamen Leben, welches Eberhard im Bart als eine Art „Kompetenzzentrum“ des Landes ansehen wollte und sich dort auch bestatten ließ. Nach Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 und der Aufhebung des Hauses im Zuge der Reformation 1537 zerfiel das Stift und seine große Kirche zusehends. Bestehen blieben das Jagdschloss und das Gestüt, welche Herzog Carl Eugen im 18. Jahrhundert massiv aufwertete. So ließ er nicht nur ein vergrößertes Gestüt bauen, sondern auch ein „Château Neuf“, das in Größe und Ausstattung der bekannten „Solitude“ glich. Sowohl Gestüt als auch Château stehen heute nicht mehr, das Jagdschloss des 16. Jahrhunderts dient als Jugendhaus.
Bei Fragen können Sie sich gerne an Herrn Dr. Andreas Heusel wenden.
Eine Übersicht der Geschichten aus der Ortsgeschichte von Herrn Dr. Andreas Heusel finden Sie weiter unten im Überblick.
Bücher zur Ortsgeschichte finden Sie hier.
Unsere Partnergemeinde Illmitz
Im Jahr 1978 wurde die Partnerschaft zwischen den Gemeinden Kirchentellinsfurt und Illmitz (Österreich) begründet. In all den Jahren gab es viele Begegnungen und viele Freundschaften wurden geknüpft.
Die Gemeinde Illmitz mit seinen 2.517 Einwohnern, liegt ca. 70 km von Wien entfernt und ist mit seinen 9.000 Hektar flächenmäßig die größte Gemeinde des Burgenlandes. Davon entfallen ca. 1900 Hektar im Schilfgürtel des Neusiedler Sees in die Zone des strengsten Schutzes (Naturzonen) im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel.
Die Marktgemeinde liegt im Zentrum des Seewinkels, der mit seiner stimmungsvollen Ruhe und seinem Reichtum an naturnahen Flächen zur kleinen Ungarischen Tiefebene gehört. Die bekannten Naturschutzgebiete mit ihren Salzlacken und Seen beherbergen eines der bedeutendsten Vogelparadiese Mitteleuropas. Von der überaus artenreichen Vogelwelt mit typischen Steppen- und Küstenarten gehören Silberreiher, Löffler und Säbelschnäbler zu den auffälligsten Arten. Besonders sehenswert im blühenden Vorsommer und zur Zeit des Vogelzuges (April/Mai - September/Oktober). Von Mai bis Oktober werden Exkursionen auf befestigten Wegen durchgeführt. Pannonisches Klima - warm und niederschlagsarm. Das wettergünstigste Gebiet Österreichs.
Von den landwirtschaftlich intensiver genützten Flächen sind 1.200 Hektar Weingärten. Das edle Nass, das aus den Illmitzer Trauben fließt, kann sowohl bei den Weinbauern als auch in den Weinschenken verkostet werden. Eine der originellsten Heurigenschenken, die Pußtascheune in Illmitz.
Sie steht unter Denkmalschutz, wie auch das Florianibarockhaus, welches das besterhaltene Seewinkel-Bauernhaus ist.
Man findet viele Möglichkeiten Illmitz kennenzulernen - mit Radtouren, Pferdewagenfahrten, Bootsfahrten auf dem Neusiedler See, Wanderungen in die wunderschöne Naturkulisse - ist für jeden was geboten.
Buch zum Thema:
"Fotobuch 40 Jahre Partnerschaft Kirchentellinsfurt - Illmitz" 2018 (PDF)
Preis: 5 Euro