Beginnen wir 1936 in Dresden, als Günter Hildebrand (1911–1994) mit einem Holzschnitt von Maxim Gorki, auf dem kyrillische Buchstaben zu sehen sind, aktenkundig wird. In der Malklasse von Wilhelm Rudolph werde „Spionage“ betrieben, heißt es schnell. Hildebrand lässt sich nicht einschüchtern, und es kommt zum Strafverfahren gegen den „Aufrührer“. Nach geheimpolizeilichen Drohungen und der Streichung finanzieller Mittel bleibt ihm am Ende keine andere Wahl als der Abgang. Ausstellungen oder eine Künstlerlaufbahn werden ihm verwehrt. Rückblickend wurde ihm so auf perfide Weise auch die Glaubwürdigkeit als Widerständler oder eine wie auch immer geartete Wiedergutmachung aberkannt. Wie Vielen aus der „verschollenen Generation“ wird ihm die Kunst zur Privatsache; doch vielleicht lässt sie ihn gerade darum nie wieder los.
Es folgen Krieg, Verlust von Heimat und Frühwerk und schließlich ein umfassender Neubeginn – in Tübingen. Dort feierte Hildebrand vor sechzig Jahren seine erste große Einzelausstellung. Da ist er schon 47 Jahre alt, doch er gilt als Vertreter der „jungen Kunst“. Denn seine Kunst lebt von der Abstraktion: davon, „ein zunächst naturnahes Bild immer phantastischer [zu] vereinfachen“, so Gustav A. Rieth in seiner Einführungsrede. Dennoch wird Hildebrands Lebenslauf im Faltblatt als eine Reihe von Schicksalsschlägen geschildert. Tatsächlich spiegelt sein Werk das Persönliche in einer ausgesprochen widerspüchlichen Wandlungsfähigkeit wider. Es ist von den äußeren Zäsuren auch im Inneren zerrissen.
Wie also solch ein überbordende Werk zeigen? Was für ein Mensch steckt hinter diesen Bildern? Helmut Hornbogen bekannte bereits 1991, eine Retrospektive könne „leicht sammelsuriumshaft wirken, weil die Einheit in der Vielfalt nicht sichtbar würde.“ Folglich ist es Zeit für eine personale Perspektive auf das Lebenswerk Günter Hildebrands: Es ist gewissermaßen seine Visitenkarte, eine Sammlung seiner Personalien – lassen wir es also selbst seine Schaffensgeschichte erzählen. Sie kann sich dem Betrachter nur aus Hildebrands persönlicher Innensicht erschließen; gerade deshalb, weil deren Kenntnisse beschränkt sind und er letztlich seinen Lebensumständen unterworfen war.
Diesem Leitbild folgend, zeigt unsere Ausstellung erstmals Arbeiten aus Hildebrands Studienzeit, unterstützt durch zwei Leihgaben der HfBK Dresden. Es folgt sein erstes Tübinger Jahrzehnt: der Aufbruch in die Moderne. Hildebrand schöpfte aus den Vorbildern der zwanziger Jahre, orientierte sich gleichermaßen an Dürer wie an Picasso und fand dabei mit seinen Ammertallandschaften zu einer eigenen Bildsprache. Die Enge des Künstlerlebens in der Provinz steht gemeinsamen Studienreisen mit seiner Frau Elisabet nach Paris und in den Süden gegenüber. Das Kirchentellinsfurter Spätwerk mit seiner Rückkehr zum neusachlichen Realismus bildet eine weitere Kulmination. Hier der in Gemälden und Karikaturen nach außen getragene Kampf um den Erhalt des Neckartals – dort das Spiel mit Abwesenheit und Gegenüber in den Selbstportraits.
Es folgen Krieg, Verlust von Heimat und Frühwerk und schließlich ein umfassender Neubeginn – in Tübingen. Dort feierte Hildebrand vor sechzig Jahren seine erste große Einzelausstellung. Da ist er schon 47 Jahre alt, doch er gilt als Vertreter der „jungen Kunst“. Denn seine Kunst lebt von der Abstraktion: davon, „ein zunächst naturnahes Bild immer phantastischer [zu] vereinfachen“, so Gustav A. Rieth in seiner Einführungsrede. Dennoch wird Hildebrands Lebenslauf im Faltblatt als eine Reihe von Schicksalsschlägen geschildert. Tatsächlich spiegelt sein Werk das Persönliche in einer ausgesprochen widerspüchlichen Wandlungsfähigkeit wider. Es ist von den äußeren Zäsuren auch im Inneren zerrissen.
Wie also solch ein überbordende Werk zeigen? Was für ein Mensch steckt hinter diesen Bildern? Helmut Hornbogen bekannte bereits 1991, eine Retrospektive könne „leicht sammelsuriumshaft wirken, weil die Einheit in der Vielfalt nicht sichtbar würde.“ Folglich ist es Zeit für eine personale Perspektive auf das Lebenswerk Günter Hildebrands: Es ist gewissermaßen seine Visitenkarte, eine Sammlung seiner Personalien – lassen wir es also selbst seine Schaffensgeschichte erzählen. Sie kann sich dem Betrachter nur aus Hildebrands persönlicher Innensicht erschließen; gerade deshalb, weil deren Kenntnisse beschränkt sind und er letztlich seinen Lebensumständen unterworfen war.
Diesem Leitbild folgend, zeigt unsere Ausstellung erstmals Arbeiten aus Hildebrands Studienzeit, unterstützt durch zwei Leihgaben der HfBK Dresden. Es folgt sein erstes Tübinger Jahrzehnt: der Aufbruch in die Moderne. Hildebrand schöpfte aus den Vorbildern der zwanziger Jahre, orientierte sich gleichermaßen an Dürer wie an Picasso und fand dabei mit seinen Ammertallandschaften zu einer eigenen Bildsprache. Die Enge des Künstlerlebens in der Provinz steht gemeinsamen Studienreisen mit seiner Frau Elisabet nach Paris und in den Süden gegenüber. Das Kirchentellinsfurter Spätwerk mit seiner Rückkehr zum neusachlichen Realismus bildet eine weitere Kulmination. Hier der in Gemälden und Karikaturen nach außen getragene Kampf um den Erhalt des Neckartals – dort das Spiel mit Abwesenheit und Gegenüber in den Selbstportraits.