„Großartige Stimmung und farbiger Ernst“
Günter Hildebrand lebte und wirkte von 1946 bis 1969 in Tübingen. Er engagierte sich lange vor der Gründung von Künstlerbund oder Kunsthalle in unterschiedlichen Künstlervereinigungen (Notgemeinschaft, Ellipse, Kunstverein, Volkshochschule) und wirkte dabei entscheidend am Aufbau des modernen Tübinger Kunstlebens mit. Die Kontakte zur Universität und nach Stuttgart und Dresden belegen sein Interesse am künstlerischen und kunsttheoretischen Austausch. Während er sich mit industrieller Gestaltung und Bemalung von Keramik sowie mit Aufträgen für Buchillustrationen oder architekturbezogene Kunst finanzierte, schuf er in Auseinandersetzung mit der regionalen und internationalen Kunstszene (Dix, Picasso, Beckmann) ein vielseitiges Werk, das in Ausstellungen in Tübingen und Baden-Württemberg sowie in der Presse seinen Widerhall fand.
Tübinger Neckarpartie, Öl auf Holz, 1962-1968 und 1968
Die fünf Gemälde und 45 Arbeiten auf Papier aus der Kunstsammlung Hildebrand zeichnen ein vielfältiges Bild der traditionsbewussten, sich dennoch stetig verändernden Universitätsstadt aus den Jahren 1950–90. Ein häufig wiederkehrendes Motiv blieb - auch nach dem Umzug nach Kirchentellinsfurt - die Dächerlandschaft der Altstadt, die Hildebrand aus zahlreichen Blickwinkeln beobachtete. Einige besondere Blätter heben die Distanz des Betrachters auf und führen ihn ganz nah an lebendige Straßenszenen. Von außergewöhnlichem Stellenwert ist schließlich eine Serie an großformatigen Ölbildern, die den Neckar als zentrale Achse der Stadt im Wechsel der Jahreszeiten zeigt. Eines dieser Gemälde befindet sich neben einem repräsentativen Querschnitt durch die Tübinger Bilder des Künstlers in den Tübinger Städtischen Sammlungen und ist als Leihgabe in der Ausstellung zu sehen.